Boberow - wendisch Boberowe - ist ein kleines Bauerndorf am Rambower Moor, 1312 zum ersten Mal urkundlich erwähnt. "Heidnische Alterthümer" (Urnenfelder)
wurden im 19. Jh. gefunden. Umgeben von Feldern und Weiden grenzt es direkt an das Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe-Brandenburg mit
ausgedehnten Wäldern, dem Rudower See und der weiten Auenlandschaft entlang der Elbe.
Ein Garten-Café mit Blick auf das Rambower Moor und ein weiteres in der ehemaligen Dorfschule im Nachbardorf verkaufen am Wochenende selbstgebackene Torten und andere Köstlichkeiten.
Hübsche Gehöfte aus der Jahrhundertwende mit Putz- und Ziegelsteinfassaden und die regionaltypischen langgestreckten Fachwerkhäuser säumen die Dorfstraße.
Die Dorfkirche ist eine der wenigen dreiteiligen Kirchen der Prignitz, ein einschiffiger gotischer Feldsteinbau mit spätgotischem Turm aus dem 16. Jh. Die
Bronzeglocke von 1522 schlägt zur halben und vollen Stunde und läutet jeden Abend um viertel vor sechs. Im bemalten Innenraum mit Bleiverglasung befindet sich eine restaurierte Orgel von Adolf
Ibach (vermutl. 1865), die zuweilen abends zu hören ist.
Gelegentlich finden Kirchenkonzerte statt. Von Ostern bis zum Reformationstag ist die Kirche täglich von 9-17h geöffnet.
Weitere Informationen beim Kirchenkreis.
Eine weitere Orgel aus dem 18. Jh. von Anton Heinrich Gansen im norddeutschen Barocktsil befindet sich in der Dorfkirche in Dallmin.
Boberow ist der Geburtsort (1754) von Friedrich Gedike, dem "Wegbereiter der preußischen Bildungsreform". An der Heimatstube erinnert eine Gedenktafel an ihn. (Besichtigung möglich, Tel. 038781 429599).
"Macht das 40. Jahr der DDR zum Jahr der höchsten Erträge und Leistungen auf den Feldern und in den Ställen!" *
* Neues Deutschland, 6. April 1989
Zu "Ostzeiten" war Boberow ein lebhaftes Dorf mit allem, was zum täglichen Leben nötig war. Es gab ein Lebensmittelgeschäft, die Poststelle, eine Sparkasse, eine Tierarztpraxis, die Dorfschule, zwei Gastwirtschaften mit Tanzsaal für Familienfeiern und Dorffeste, eine Schmiede, Bäckerei und Fleischerei, die Milchannahmestelle und natürlich den Dorfpolizisten – Ziel mancher Kinderstreiche.
Nur drei Telefonanschlüsse gab es im Ort. Alte Linden säumten die gepflasterte Dorfstraße.
Kinder spielten dort, denn Fahrrad und Moped waren die üblichen Verkehrsmittel.
Feldwege und oft einspurige Straßen verbanden die Dörfer miteinander; die Landstraße nach Lenzen war von Obstbäumen gesäumt.
Viele Boberower waren bei der LPG beschäftigt. Mittags traf man sich in der Gemeinschaftsküche und am Wochenende gab es Tanz in einer der beiden Gaststätten.
Die Militärkolonnen der sowjetischen Truppen nahmen den Weg von Perleberg nach Ludwigslust durch das Dorf – die kürzeste Verbindung, um nicht die Transitstrecke, die heutige B5, befahren zu müssen. Dann schepperte in den Häusern das Geschirr im Schrank.
So oder so ähnlich sah es in vielen Dörfern der Prignitz aus.
Nach 1990 änderten sich die Lebensumstände grundlegend. Arbeit gab es im Dorf kaum noch, in der Freizeit tat man jetzt andere Dinge und das Alltagsleben fand nicht mehr ausschließlich im Dorf statt.
Die Versorgung mit Lebensmitteln übernahmen jetzt die neuen Lebensmitteldiscounter, deren Filialen an den Kreuzungen der Fernstraßen oder auf den Grundstücken ehemaliger Kaufhallen errichtet wurden. Ohne Auto war man plötzlich abgehängt.
Heute gibt es Lebensmittelläden nur noch in wenigen Dörfern (Dallmin, Berge). Nur der Bäckerwagen fährt noch regelmäßig durch die Dörfer und in Boberow kommt er sogar jeden Tag.
Auch Gastwirtschaften, von denen Boberow ursprünglich zwei hatte, sind selten geworden (noch in Bernheide, Drefahl, Lenzen), wie auch die Dorfschulen (noch in Baek, Berge, Lanz).
Boberows letzter Bürgermeister verließ 2003 sein Amt. Dann wurde das Dorf ein Ortsteil der Gemeinde Karstädt.
Innerhalb nur weniger Jahre hatte hier nach 1990 ein Prozess stattgefunden, der sich in anderen europäischen Ländern nach 1949 über Jahrzehnte hingezogen hatte – am
Beispiel Niederlande nachzulesen in Wie Gott verschwand aus Jorwerd, von Gert Mak. oder bei Dörte Hansen in
ihrem Roman Mittagsstunde.
Ihre Vorkriegskindheit im Prignitzer Dorf Dannenwalde hat Elisabeth von Falkenhausen aufgeschrieben.
Weite Landschaften und leere Dörfer zogen nach 1990 viele Großstädter und Künstler aus den alten Bundesländern an. Hier gab es ausreichend Platz und viel alte Hofstellen zur Verwirklichung neuer Ideen.
Wie es noch 1993 im Dorf aussah, zeigt dieser kurze Fernsehbeitrag des RBB.
Die Moorscheune, Boberows besondere Veranstaltungsstätte, ist ein Gartenlokal in einer restaurierten historischen Pferdescheune von 1922 am Rambower Moor, wo seit 2001 jedes Jahr im Sommer das Rock im Moor-Festival stattfindet.
Vom Lesecafé kann man Tee trinkend den Ausblick auf das Naturschutzgebiet genießen.
Regelmäßig finden Konzerte, Lesungen und
Vorträge statt.
Sonntags ab 14 Uhr geöffnet.
Heute erfreuen sich die Besucher der Prignitz an der Ruhe, den Störchen, Kranichen und Wildgänsen auf den Weiden, den friedlich grasenden Rindern und Pferden und sind überrascht von der Stille der sternenklaren Nächte, in denen nur das Schnattern der Gänse im Moor und der Gesang der Nachtigallen in den Wäldern zu hören sind.
Das Rambower Moor ist ein artenreiches Verlandungsmoor, in dem Kraniche und andere seltene Vogelarten brüten. Informationstafeln und Aussichtspunkte entlang des Rundwegs erklären Natur und Geschichte des Moores. Der in 200 m Tiefe liegende Salzstock erstreckt sich bis nach Gorleben.
Das Moor lässt sich auch mit dem Rad oder zu Pferde umrunden.
Ein 12 km langer Rundweg (ca. 2,5 Std.) führt vom Café über den alten Feldweg nach Mellen (Sonnenseite) und durch den Wald (Schattenseite) oder oben am Wald entlang wieder zurück.
Eine Wegbeschreibung lassen sich hier und Wissenswertes über das Moor hier herunterladen. Eine GPX-Datei für Google Maps hier herunterladen.
Wer lieber gefahren werden möchte, bucht in der Moorscheune eine Kremserfahrt mit fachkundiger Führung.
Mehr sehen: geführte Ranger-Touren buchen über naturwacht.de
INFO über die Prignitz hier.
Café:
Kaffee & Kuchen (So 14-18)
Kraniche, Wildgänse und andere Zugvögel ziehen im Frühjahr und Herbst zu Hunderttausenden auf dem Weg nach Süden durch Brandenburg und übernachten auf den Schlafplätzen an der Elbe und im Rambower Moor.
An den Oktoberwochenenden finden geführte Touren (ca. 2 Std.) statt. Treffpunkt an der Kirche in Rambow.
Vom Moor-Rundweg lässt sich das Großsteingrab in Mellen besuchen, die letzte noch erhaltene Grabanlage der Jungsteinzeit (3300-3100 v. Chr.). Das Megalithengrab wurde als gemeinschaftlicher Bestattungsplatz genutzt und bestand ursprünglich aus einem rechteckigen Ganggrab mit einem darüber aufgeschütteten Erdhügel, dessen Begrenzung die noch vorhandenen kleineren Steine bildeten. Nachdem es im 19. Jh. als Steinbruch gedient hatte, steht es seit 1887 unter Denkmalschutz. Zwischen Boberow und Mankmuß befand sich früher noch ein weiteres, ähnliches Grab.
Einzelheiten zur Trichterbecherkultur und ihren Totenritualen hier: INFO Hinweistafel vor Ort.
Durch den Wald und über die Felder nach Mankmuß (über Gosedahl) ist es eine knappe Stunde zu Fuß.
Wenn man auf dem Weg nach Mankmuß aus dem Wald heraustritt und das Dorf unmittelbar vor sich sieht, liegt links im Wald unter den Bäumen ein Ringwall (ringförmige Wallanlage, vermutlich aus dem 8.-9. Jh.). Lage hier
Mankmuß hat eine kleine Kirche (um 1500) mit Friedhof und Denkmal und feiert jedes Jahr im September ein Kartoffelfest.
Ein Ort zum Verweilen
Das Gartencafé Alte Schule hat leckere Torten und hausgemachte Frikadellen, selbstgebackenes Brot, Single Malt Whisky, klassische Musik und im Biergarten erfährt man das Neueste rund ums Dorf.
Pferde & Hunde willkommen.
(Sa-So 14.30-17.30)
Alte Birnen- und Apfelsorten lassen sich im Herbst an der Landstraße sammeln und die Mosterei in Wittenberge keltert daraus innerhalb eines Tages den eigenen Obstsaft zum Mitnehmen.
Und im Spätsommer, wenn es geregnet hat, findet man Maronen und Steinpilze im Wald.
In Lütkenwisch liegt das Café Jaap, ein Radfahrercafé mit sonniger Terrasse und Blick auf die Elbe und das niedersächsische Schnackenburg. (während
der Saison tägl.)
(TIP: Mit der Fähre übersetzen und in Schnackenburg das Grenzlandmuseum besuchen.)
Von Lütkenwisch nach Lenzen am alten Deich entlang sind es etwa 12 km, vorbei an Wildpferden und Schafen.
Am alten Hafen in Lenzen lädt das schwimmende Café Eisvogel mit Sonnenterrasse ein. (Do-So)
Kleine Sandstrände zwischen den Buhnen an der Elbe mit flachem Wasser laden zum Picknick ein oder um den Nachmittag in der Sonne zu dösen. Hier ist es bei sonnigem Wetter auch im Herbst noch warm.
Das Wasser der Elbe zieht langsam vorbei und außer einigen Vögeln ist kein Laut zu hören.
(Am Kopf der Buhne wegen der Strömung nicht ins Wasser gehen.)